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Das führt zu einem unerhört positiven
Verständnis von Stratagem.
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Der Daoist Zhuangzi: Das Eigentliche lässt sich überall finden
A. Zhuangzi:
“Meister Dong-Guo bat Tschuang: »Zeigt mir auf, wo man das Tao
finden kann!« Tschuang-Tse erwiderte: »Es gibt keinen Ort, an dem es
nicht zu finden wäre.« Der andere drängte: »Zeigt mir wenigstens einen
klar erkennbaren Ort auf. An dem man das Tao finden kann.«
»Es ist in der Ameise«, sagte Tschuang.
»Und in einem noch geringeren Lebewesen?«
»Es ist auch im Unkraut.«
»Und wohl gar noch weiter unten auf der Stufenleiter der Wesen und
Dinge?
»Es ist in diesem Tonscherben.«
»Und noch weiter unten?« »Es ist in diesem Scheißhaufen.«
[Dass Dao nichts Festes ist, heisst nicht, dass es minderwertig ist.
Im Gegenteil. Es ist das Moment, das lebendige Fülle in alles bringt,
- wenn man seine eigenen Grenzen öffnet.]
(Text aus Zhuangzi, Buch 22, Kap. 6, zitiert nach Merton)
B. Zhuangzi:
Hierauf sagte Dong-Guo nichts mehr. Aber Tschuang fuhr fort:
»Keine Eurer Fragen berührt den Kern der Sache. ...Was bringt das denn -
nach dem Tao zu suchen, indem man die ‘Stufenleiter des Seienden’
hinunter schreitet. So als ob das, was wir das ‘Geringste‘ nennen, einen
geringeren Anteil vom Tao hätte? Das Tao ist groß in allen Dingen. Es ist
vollständig, allumfassend und ganz in jedem Seienden. Diese drei Aspekte
sind voneinander unterscheidbar, betreffen aber ein und dieselbe
Wirklichkeit.« ...
[Ob bei guten oder schlechten Situationen, die Flow-Intervention
wirkt auf dieselbe Weise, stets förderlich, weil sie weder lobt noch
straft, sondern ressourciert.]
C. Thomas Merton kommentiert hier Zhuangzi:
»In der großen Weite bleibt der Geist offen, unfestgelegt. Hier ist das
höchste Wissen schrankenlos. Was den Dingen ihr Sosein gibt, lässt sich
nicht mithilfe von Dingen abgrenzen. Sobald wir demnach von ‘Grenzen’
sprechen, bleiben wir auf begrenzte Dinge beschränkt. Die Grenze des
Unbegrenzten heißt ‘Fülle’. Die Grenzenlosigkeit des Begrenzten heißt
‘Leere’. Das Tao ist die Quelle von beiden. Aber selbst ist es weder Fülle
noch Leere. ... Es bewirkt Sein und Nichtsein, ist aber weder Sein noch
Nichtsein.«“
Zhuangzi, Der Mann des Tao, (XXII,6, Thomas Merton, S. 131-133).
[Flow-Praxis ist genaues Vorgehen, aber weder Methode noch
Chaos, weder Tun noch Nichtstun. Flow-Praxis heisst, den stillen
Ruf der Lebendigkeit hören und deren Kraft zum Klingen bringen.]
Flow-Profi in der Flow-Kommunikation: Die Lebenslust
lässt sich überall aktivieren
A. Die ressourcive Flow-Philosophie:
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Der Interessierte Pädagoge bittet den Flow-Profi:
“Zeige mir, wie Du den Flow in Gang setzt.”
•
Der Flow-Profi antwortet: “Ich tue nichts, ich lasse es
tun.”
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Interessent: “Gib mir wenigstens einen kleinen Hinweis.”
•
Flow-Profi: “In der Art, wie ich schaue und nicht
erwarte.”
•
Interessent: “Und noch genauer?”
•
Flow-Profi: “In der Art und Weise, wie ich gar nicht
hinschaue, und trotzdem geschieht hinter meinem
Rücken nichts Abwegiges.”
•
Interessent: “Und noch weiter unten?”
•
Flow-Profi: “Wie ich schimpfe, wenn ich nicht schimpfe,
und mehr erreiche, als Schimpfen je erreichen kann.
Der Ton macht die Musik. Das ist die Energie-Form.”
•
Interessent: Schweigt.
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Flow-Profi: erzieht weiter, bezieht weiter, führt weiter, in
voller Präzision aller Details, und …
B. Flow-Profi:
“Keine Deiner Fragen berührt den Kern der Sache. Es
geht nicht um Tun oder nicht-Tun, nicht um Machen oder nicht-
Machen. Es geht um das, was IN allem sich ER-eignet
(URsprüngliche Zueignung). Der Ort des Flow ist weder hier
noch dort, und auch nicht nicht-hier und nicht-dort. Er ist in der
Weite.
In der grossen Weite bleibt der Geist offen und der Flow
ist rein. Biete ich diese Weite den Kindern an, öffnet sich ihr
Geist von selbst. Flow erfüllt sie vollständig, bedingungslos &
allumfassend, und das Kind ist ganz und gar bei der Sache.
Solange wir ‘genau so und nicht anders’ sprechen, inkarnieren
wir uns direkt in und als Welt und bringen dadurch die Weite in
die Welt und die konkrete Welt in die Weite.
Sobald wir „nur so und gar nicht anders“ sprechen,
setzen wir uns in die Grenze und beschränken wir uns auf auf
begrenzte Dinge.“
C. Johannes Gasser kommentiert den Flow-Profi:
Die Grenze des Unbegrenzten verfügbar machen heisst
‘erfüllen lassen’. Die Grenzenlosigkeit des Begrenzten verfüg-
bar machen heisst, Last und Druck sich ‘leeren lassen’. Der
Maestro der Weite, der ‘in’ uns wohnt, ist Quelle von beiden
Formen des Lassens. Flow ist das wirklich Wirkliche in beiden.
Die Tätigkeit des Flow-Profis besteht “nur” im Ressourcieren.
Das bewirkt wirkendes Sein und Nichtsein, ist aber weder Sein
noch Nichtsein.
Das abgrundtiefe Lassen baut Lebendiges auf, und
ebenso lässt es Lebloses verschwinden. Die Kunst, dies bei
Anderen zu bewirken, ist stratagemische (= weise, zuvorkom-
mende) Flow-Praxis, und zwar in Flow-Kommunikation wie
auch in Flow-(Päd)Agogik und Flow-Führung.